Niereninsuffizienz bei Katzen: Symptome und Behandlung

Niereninsuffizienz bei Katzen kommt immer wieder vor. Und jede dritte Katze stirbt daran. Erfahre hier alles zur Niereninsuffizienz bei Katzen und deren Symptome.

Das Risiko einer Niereninsuffizienz bei Katzen

Die Nieren einer Katze sind für viele wichtige Prozesse zuständig. Sie helfen den Blutdruck zu kontrollieren, Hormone herzustellen, das Knochenmark zu stimulieren, mehr rote Blutkörperchen zu bilden und Abfall aus dem Blut zu entfernen. Mit zunehmendem Alter besteht die Gefahr, dass diese wichtigen Organe versagen. Es kommt zur Niereninsuffizienz, einer Krankheit, die jede dritte Katze das Leben kostet.

Was genau ist Niereninsuffizienz bei Katzen überhaupt?

Per Definition ist Niereninsuffizienz auch bekannt als Nierenversagen. Typisch hierfür ist die Unfähigkeit der Nieren, Abfallprodukte aus dem Blut zu entfernen. Die Organe produzieren weiterhin genügend Urin, die Abfälle des Körpers werden aber in der Niere nicht mehr effektiv beseitigt. Das führt zu einer schleichenden Vergiftung des Körpers und, falls nicht frühzeitig eingegriffen wird, im letzten Stadium zum Tod des Tieres.

Die zwei Arten der Niereninsuffizienz

Es gibt zwei Arten von Niereninsuffizienz bei Katzen. Jede hat ihre eigenen Ursachen, Behandlungen und Perspektiven.

Die akute Niereninsuffizienz bei Katzen entsteht über mehrere Tage oder Wochen. Sie kommt bei Katzen jeden Alters vor. Bekannte Ursachen sind:

  • Vergiftungen, ausgelöst durch giftige Pflanzen wie Lilien, Pestizide, Frostschutzmittel und nicht für Katzen bestimmte Medikamente. Eine einzige Tablette Ibuprofen beispielsweise kann bei Katzen eine Niereninsuffizienz bewirken.
  • Infektionen, die den Blutfluss in die Nieren und den Urinfluss aus ihnen heraus hemmen oder verändern. Dazu zählt beispielsweise die Harnröhrenblockade bei Katern.
  • Niedriger Blutdruck, in diesem Fall wird die Blutzufuhr zu den Nieren reduziert.
  • Trauma, insbesondere bei einem Beckenbruch oder Versagen der Harnblase.
  • Blutverlust und/oder schnelle Dehydrierung, beispielsweise Überhitzung bei heißem Wetter, Erbrechen oder Durchfall.

Bei rechtzeitiger Diagnose kann eine akute Niereninsuffizienz bei Katzen in den meisten Fällen geheilt werden.

Schlechter sieht es bei einer chronischen Niereninsuffizienz aus. Sie kommt vor allem bei älteren Katzen vor und entwickelt sich über Monate oder Jahre. Bekannte Ursachen der chronischen Niereninsuffizienz bei Katzen sind:

  • Infektionen und Blockaden, die das Funktionieren der Nieren über Jahre hinweg beeinträchtigen.
  • Fortgeschrittene Zahnerkrankungen, chronischer Bluthochdruck, Schilddrüsenprobleme und Krebs.

Wie erkennt man eine Niereninsuffizienz bei Katzen?

Nieren haben die Aufgabe, das Blut zu filtern und Giftstoffe aus dem Blutkreislauf zu entfernen. Wenn dieser Filtrationsprozess ineffizient und ineffektiv wird, erhöht sich der Blutfluss zu den Nieren, um die Filtration zu erhöhen. Das führt zur Produktion von mehr Urin.

Weil die Katze durch das erhöhte Ausscheiden von Urin dehydriert, hat sie mehr Durst und fängt an auffällig mehr Wasser zu trinken. Die ersten Anzeichen einer Niereninsuffizienz sind somit ein erhöhter Wasserverbrauch und eine erhöhte Urinproduktion.

Zu den klinischen Anzeichen für ein fortgeschrittenes Nierenversagen gehören Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Depressionen, Erbrechen, Durchfall und sehr schlechter Atem. Gelegentlich kommt es zu Geschwüren im Mund. Wenn das Nierenversagen von diesen klinischen Symptomen begleitet wird, spricht man von Urämie.

Wann muss die Katze zum Tierarzt?

Bereits im Frühstadium, wenn typische Symptome wie häufiges Urinieren, Gewichtsverlust und ständiges Trinken auftreten, sollte die Katze unverzüglich zum Tierarzt gebracht werden.

Niereninsuffizienz bei Katzen

In der Regel führt der Arzt bei Verdacht auf eine Niereninsuffizienz bei Katzen zuerst Blut- und Urintests durch. Dabei wird die Menge von zwei Abfallstoffen im Blut ermittelt: Blut-Harnstoff-Stickstoff (BUN) und Blutkreatinin. Die Urinanalyse ist auch erforderlich, um die Untersuchung der Nierenfunktion abzuschließen.

Eine Ultraschallaufnahme der Niere sowie die Entnahme einer Gewebeprobe können für eine eindeutige Diagnose einer Nierenerkrankung ebenfalls erforderlich sein.

Wird eine akute oder chronische Niereninsuffizienz bei Katzen festgestellt, können die Behandlungen von einer Umstellung der Ernährung bis hin zu einer Operation reichen, bei der Blockaden oder durch eine andere Nierenerkrankung oder weitere Krankheiten verursachte Schäden beseitigt werden. Zum Ausgleich des Wassermangels wird zusätzlich eine Flüssigkeit unter die Haut der Katze gespritzt.

Kann chronische Niereninsuffizienz geheilt werden?

Weil die Erkrankung der Niere über Jahre entsteht und häufig andere schwere Krankheiten als Ursache hat, kann eine chronische Niereninsuffizienz, abhängig vom Stadium der Nierenerkrankung, nur selten vollständig geheilt werden.

Die Behandlung erfolgt in zwei Phasen

Ziel der ersten Phase ist es die Nieren “neu zu starten”. Der Tierarzt verabreicht große Mengen an intravenösen Flüssigkeiten, um die Nieren durchzuspülen. Die Nierenzellen werden dabei stimuliert und im Erfolgsfall wiederbelebt. Sind noch genügend funktionsfähige Nierenzellen vorhanden, können sie die Bedürfnisse des Körpers nach Abfallentsorgung angemessen erfüllen.

Phase Eins beinhaltet auch den Austausch verschiedener Elektrolyte, insbesondere von Kalium. Andere wichtige Aspekte der Erstbehandlung sind die richtige Ernährung und Medikamente zur Bekämpfung von Erbrechen und Durchfall.

In einigen Fällen sind die Nieren allerdings so abgenutzt, dass sie nicht wiederbelebt werden können.

Ziel der zweiten Behandlungsphase ist es, die Nierenfunktion so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Dies geschieht, je nach Situation, mit einem oder mehreren der folgenden Schritte:

  • Eine spezielle Diät. Die ideale Ernährung für an Niereninsuffizienz erkrankte Katzen ist eiweißarm, phosphorarm und nicht angesäuert. Diese Art der Ernährung hilft, die Bluttests so nah wie möglich an der Norm zu halten, was normalerweise dazu führt, dass sich die Katze besser fühlt.
  • Eine Kaliumergänzung. Kalium geht verloren, wenn die Urinproduktion zu hoch wird. Es hat sich auch gezeigt, dass ein niedriger Kaliumspiegel die Nierenfunktion weiter reduziert. Ein Kaliumzusatz ersetzt den Nährstoffverlust und hilft, die Nierenfunktion aufrechtzuerhalten.
  • Bindung von Phosphor. Phosphor wird aus dem Körper entfernt, indem es durch die Nieren gefiltert wird. Sobald der Filtrationsprozess gestört ist, beginnt sich Phosphor im Blut zu sammeln. Dies zeigt sich durch verstärkte Lethargie und Appetitlosigkeit. Bestimmte Medikamente binden überschüssige Phosphate im Verdauungstrakt, so dass sie nicht aufgenommen werden, was zu einem geringeren Phosphorgehalt im Blut führt.
  • Subkutan verabreichte Flüssigkeiten. Hat sich der Gesundheitszustand der Katze stabilisiert, bekommt sie Flüssigkeit unter die Haut gespritzt. Das dient dazu, die Nieren kontinuierlich „neu zu starten“, wenn ihre Funktion wieder ausfällt. Je nach Grad der Niereninsuffizienz wird die Flüssigkeit einmal wöchentlich bis einmal täglich gespritzt.

Hinzu kommen Medikamente gegen überschüssige Magensäure, zur Regulierung der Nebenschilddrüse und des Kalziumspiegels, zur Stimulation des Knochenmarks, um neue rote Blutkörperchen zu produzieren sowie zur Senkung des Blutdrucks.

Wie lange können Katzen mit Nierenversagen leben?

Eine genaue Prognose ist schwierig. Zunächst muss zwischen akuter und chronischer Niereninsuffizienz unterschieden – und die Krankheit möglichst frühzeitig erkannt werden.

Entscheidend ist auch, wie gut das Tier auf die Behandlung anspricht und welche Qualität die Nachsorge durch den Katzenbesitzer aufweist. Nicht geheilt werden können die bereits vorhandenen Schädigungen der Nieren. Ohne permanente Überwachung und Behandlung, sowohl durch den Tierarzt als auch durch den Katzenbesitzer, besteht die permanente Gefahr einer erneuten Niereninsuffizienz.

Mit einer sorgfältig geführten Ernährung, viel sauberem Süßwasser, einer ruhigen Umgebung und regelmäßigen Untersuchungen kann die Katze aber noch jahrelang eine gute Lebensqualität erhalten.

Die beste Diät für Katzen mit Niereninsuffizienz

Im Vergleich zu normalem Katzenfutter enthält die Diät für Katzen mit Nierenleiden weniger Protein, Natrium und Phosphor sowie erhöhte Omega-3-Fettsäuren.

Diät für Niereninsuffizienz bei Katzen: Schlüsselkomponenten auf Trockenstoffbasis

  • Eiweiß 28 – 35%
  • Phosphor 0,3 – 0,6%
  • Natrium ≤ 0,4%
  • Omega-3-Fettsäuren 0,4 – 2,5%

Der Tierarzt kann bei der idealen Zusammenstellung der Komponenten helfen. Ansonsten geben auch die Inhaltsstoffe Aufschluss darüber, ob der Bedarf wirklich abgedeckt werden könnte. Viele Katzenbesitzer gehen bei einer Niereninsuffizienz daher zum BARFen über. Hier ist dann wichtig, während der Umstiegsphase keinesfalls Nassfutter mit Rohfutter zu mischen, um den Stoffwechsel am Ende nicht ungewollt durcheinander zu bringen.

Um eine angemessene Kaloriendichte, die eine gute Beschaffenheit des Körpers unterstützt zu erreichen, sind regelmäßige Berechnungen der Portionen sowie das Wiegen der Katze notwendig.

Handelsübliche Diäten für nierenkranke Katzen sind in der Regel sehr schmackhaft. Die Umstellung der Ernährung soll dem Tier so einfach wie möglich gemacht werden, weil nur so das Fortschreiten der Niereninsuffizienz verlangsamt werden kann.

Bei Bedarf können Akzeptanz und Geschmack der Diät durch Hinzufügen von Wasser, Thunfischsaft oder natriumarmer Hühnerbrühe erhöht werden.

Akzeptiert die Katze das Diätfutter trotzdem nicht, kann ein Antiemetikum oder Appetitstimulans in Betracht gezogen werden. Mirtazapin erhöht nachweislich deutlich den Appetit, reduziert Erbrechen und fördert die Gewichtszunahme bei Katzen mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz. Das Medikament kann oral oder als transdermale Salbe verabreicht werden.

Wie gut die Diät wirkt, hängt stark davon ab, wie früh die Krankheit erkannt wurde und welche Maßnahmen zu Beginn getroffen wurden. Durch die Empfehlung einer Ernährung, die den individuellen Bedürfnissen der Katze entspricht und ein stabiles Körpergewicht bei gleichzeitiger Minimierung des Risikos des Krankheitsverlaufs unterstützt, kann der Tierarzt das Leben des Patienten und des Tierbesitzers zum Positiven verändern.

Fazit: Vorbeugen ist besser als Heilen

Noch besser als alle bis hier genannten Maßnahmen ist natürlich es gar nicht erst soweit kommen zu lassen. Das tückische an der Niereninsuffizienz ist, dass im Anfangsstadium keine Symptome erkennbar sind. Die treten erst auf, wenn 75 Prozent der Nierenzellen geschädigt sind.

Deshalb ist ein regelmäßiger Gesundheitscheck beim Tierarzt unabdingbar. Er kann der Unterschied zwischen “gerade noch rechtzeitig” und “leider zu spät” sein.

Außerdem ist es hilfreich, ungewöhnliche Tendenzen zu dokumentieren, die bei der Katze von Anfang beobachtet werden. Das kann dem Tierarzt helfen zu entscheiden, ob die Nieren der Katze genauer oder weiter untersucht werden müssen.

Katzen ab sieben Jahren sollten mindestens einmal pro Jahr untersucht werden, denn ab diesem Alter steigt das Risiko einer altersbedingten, chronischen Niereninsuffizienz.

Die Ernährung hat sehr großen Einfluss auf die Gesundheit und Lebensdauer der Katze. Im Optimalfall ist sie naturnah, roh und abwechslungsreich und versorgt das Tier mit allen notwendigen Rohstoffen. Die günstigste Möglichkeit dieses Ziel zu erreichen, ist der Katze ihre selbst gefangenen Mäuse zu gönnen. Alternativ hilft industriell hergestelltes Futter von sehr hoher Qualität. Billiges Futter vom Discounter geht immer zu Lasten der Katzennieren und ist praktisch eine Garantie für baldige Niereninsuffizienz. Kein Tierfreund sollte seinem pelzigen Freund so etwas zumuten.

Die Katzen danken es ihren Besitzern durch Vitalität, Gesundheit, glänzendem Fell und nicht zuletzt mit einem langen Leben ohne Nierenversagen.

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